Hans Ernst Baron von Kottwitz

Geboren 1. September 1757 in Tschepplau, gestorben 13. Mai 1843 in Berlin

führende Persönlichkeit der Erweckungsbewegung in Preußen im Vorfeld der Inneren Mission

Der Sohn eines uradligen Geschlechtes in Schlesien, der zunächst die juristische Laufbahn anstrebte, studierte in Hamburg intensiv die „Armenfürsorge“. Ab 1788 vertieften sich die Beziehungen zur Brüder-Unität. In Schlesien bemühte sich Kottwitz besonders durch die Einrichtung von „Spinnanstalten“ um die Verbesserung der sozialen Lage der Weber. Diese Versuche führten jedoch – trotz beträchtlicher königlicher Unterstützung – in den Konkurs, so daß Kottwitz 1806 nach Berlin übersiedelte.

Mit der dort am Alexanderplatz gegründeten „Freiwilligen Beschäftigungsanstalt“, die zeitweise bis zu 1.000 Menschen versorgte, versuchte Kottwitz seine originellen, noch deutlich dem Denken der Aufklärung verhafteten sozialen Ideen, in die Tat umzusetzen. Die „Berathung der Armuth“ und die Organisation von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für die pauperisierten Unterschichten der preußischen Hautstadt, die „von der Intelligenz der Zeit so fast zertretenen Menschen“, wie Kottwitz es ausdrückte, mussten die Kräfte eines Einzelnen überfordern. Ohne immer neue Zuschüsse aus der königlichen Privatschatulle hätte Kottwitz bald aufgeben müssen.

An der Gründung von Gemeinden und dem Bau von Kirchen in den Berliner Vorstädten hatte der „Alte allüberall“ einen wesentlichen Anteil. Mit seinem Einsatz für eine Verbesserung des Gefängniswesens und seinen Vorschlägen für eine Regelung der Kinderarbeit wirkte Kottwitz auch auf Johann Hinrich Wichern und indirekt auch auf Theordor Fliedner ein. Darüber hinaus war der „fromme Baron“ lange Zeit der geistlich-charismatische Mittelpunkt der erweckten Kreise und des damaligen kirchlichen Vereinswesens in Berlin. Ein direkter Vorläufer der Inneren Mission ist Kottwitz nicht gewesen, wusste er doch noch Diakonie und Mission sorgfältig zu trennen. Die Verbindung von aufgeklärtem Menschenfreund und erwecktem Christen, die Kottwitz verkörperte, wurde vielfach bewundert, aber schon von seinen Zeitgenossen kaum wirklich verstanden.

Autor: Peter Maser

Literatur

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