Gedenkgottesdienst zum Diakonie-Jubiläum - MDR-Kultur sendet live aus Neinstedt
Am 17. September überträgt MDR-Kultur einen Gottesdienst aus der Evangelischen Stiftung Neinstedt. Anlass ist das 175-jährige Jubiläum der Diakonie.
15.09.2023
Thema des Gottesdienstes wird das finsterste Kapitel der Diakoniegeschichte sein, mit der sich der Sozialverband seit Jahren kritisch auseinandersetzt: die Preisgabe Schutzbefohlener an die Tötungsmaschinerie der Nationalsozialisten. Allein in Neinstedt sind fast alle behinderten Bewohnerinnen und Bewohner abgeholt worden, dazu die Heimkinder aus schwierigen Verhältnissen, nach aktuellen Recherchen 1019 Menschen. Die meisten wurden ermordet.
Den Gottesdienst gestalten die heutigen Bewohnerinnen und Bewohner mit unterschiedlichen Behinderungen sowie Beschäftigte der Stiftung Neinstedt. Die Predigt hält der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie.
„Es geht uns in unserem Jubiläumsjahr um die Grundlagen“, sagt Lilie. „Mit Professionalität und auf Augenhöhe unterstützen wir sehr unterschiedliche Menschen, ein Leben nach ihren Vorstellungen zu führen. Denn das ist der Geist der Diakonie. Dieser Spirit, der uns mit unseren Gründervätern und -müttern verbindet, entzündet sich an der Frage, die sich jede neue Generation der Diakonie stellt: Wie können wir heute unseren Beitrag für eine menschenfreundliche Gesellschaft leisten, die allen gerechte Teilhabe ermöglicht und Wertschätzung lebt?“
Der Pädagogisch-Diakonische Vorstand der Evangelischen Stiftung Neinstedt, Diakon Hans Jaekel, erinnerte daran, dass Neinstedt in der NS-Zeit. ein Ort des Machtmissbrauchs, des Hochmuts und der Menschenfeindlichkeit gewesen sei und zitierte die biblische Aussage, dass Gottes Kraft in den Schwachen mächtig ist. „Das macht die Würde jedes Menschen unantastbar. Nicht so leistungsstarke Menschen in besonderer Weise. In der Nazizeit ist dies missachtet worden. Wie wir heute die Schwächsten mit ihren Stärken am gesellschaftlichen Leben teilhaben lassen, zeigt unseren menschlichen Reifegrad. In ihnen können wir die Kreativität Gottes erkennen“, so Jaekel. Neben der Lindenhofskirche in Neinstedt erinnert eine flache Bodenskulptur in Form einer Blüte an die Opfer der so genannten Euthanasie.
Die Stiftung Neinstedt betreibt Kindertagesstätten, Schulen, Werkstätten, Förderstätten, Wohn-, Pflege-, Gesundheits-, Bildungs- und Freizeitangebote für Menschen mit Behinderung, Kinder und Jugendliche, Erwachsene und Senioren. Rund 1300 Mitarbeitende fördern die Teilhabe von 600 Menschen in Werkstätten und Förderzentren, 730 Menschen in besonderen Wohnformen sowie 1300 Kindern in Kitas und Schulen.