Pflegeberatung per Video – eine Möglichkeit nimmt Gestalt an!
Anja Remmert | 12.12.2024
Videokommunikation bietet in Krisensituationen die Möglichkeit, aus der Ferne mit Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen in Kontakt zu treten. Wie wichtig es ist, den Kontakt mit Höheraltrigen und Pflegebedürftigen nicht abbrechen zu lassen, haben Krisen wie Corona und Überschwemmungen im Ahrtal deutlich gezeigt. Obwohl schon seit der Pandemie jedes zweite Beratungsgespräch zwischen Klient:innen und Pflegediensten per Video geführt werden darf, gibt es noch viele Vorbehalte und wenig Erfahrungen. Pflegeberatung per Video setzt die Anwendung eines zertifizierten Videodienstes voraus, Zoom bspw. ist dafür nicht zugelassen.
Um den Einstieg in die Videokommunikation zu erleichtern, hat die Diakonie Deutschland in einem Pilotprojekt neun Pflegediensten Lizenzen eines zertifizierten Videodienstes zur Verfügung gestellt. Von Februar bis September haben die Diakoniestationen gemeinsam mit ihren Klient;innen getestet, gelernt und Erfahrungen gesammelt, die jetzt anderen Pflegediensten beim Einstieg helfen können.
Erfahrungen aus dem Pilotbetrieb
Die Möglichkeit, den Klient:innen durch Videoberatung flexiblere Zeiten anbieten zu können, die Einsparungen von Wegezeiten und das eigene Selbstverständnis als attraktiver Arbeitgeber hat die Dienste überzeugt. Auch entfernt lebende Angehörige können problemlos einbezogen werden. Während eine Beratung in den eigenen vier Wänden nicht selten zu einer stressauslösenden Verwechslung mit einer Prüfung des Pflegegrades durch den medizinischen Dienst führt, wird die Videoberatung als nicht so belastend wahrgenommen. Die anfängliche Sorge, ob Klient:innen den Umgang mit Smartphone, Tablets oder PCs ausreichend beherrschen, hat sich nicht bestätigt; die webbasierte Anwendung ist völlig unkompliziert zu nutzen. Seit Oktober können diakonische Einrichtungen einem Rahmenvertrag mit einem zertifizierten Videodienstanbieter beitreten und müssen sich nicht selbst in mühsame Vertragsverhandlungen begeben.
Was sagen Seniorenvertreter:innen dazu?
Im Austausch mit dem Landesseniorenbeirat Berlin hat sich bestätigt, dass auch Höheraltrige sehr interessiert an technischen Möglichkeiten sein können. Die Hinweise, altersgerechte Lernmittel und Beratungsangebote zur digitalen Teilhabe mit der Einladung zur Videoberatung gleich mitzudenken, sind auf fruchtbaren Boden gefallen. Die Videoberatung darf und soll nicht die persönliche Beratung im Haushalt der Klient*innen ersetzen, kann aber eine sinnvolle Unterstützung darstellen.
Ein kleiner Blick in die Zukunft
Die Möglichkeiten der Telepflege gehen weit über die Videoberatungen hinaus. Neben ambulanten Pflegediensten profitieren Pflegebedürftige, Angehörige und Pflegekräfte auch von der Vermeidung unnötiger Krankenhauseinweisungen, von verbesserter Angehörigenkommunikation, Wundvisiten von per Video zugeschalteten Ärzt*innen, flexibleren Beratungszeiten auch aus dem Homeoffice heraus und einer Stärkung der pflegerischen Kompetenzen. Wir sollten alle Möglichkeiten ausnutzen, die dabei helfen, die wachsende Zahl von Pflegebedürftigen durch zu wenige Pflegefachkräfte zu unterstützen.