Telematikinfrastruktur: Schaffen Pflegeeinrichtungen den Anschluss in 7 Monaten?
Die Zeit drängt: Nur noch 7 Monate bis zum verpflichtenden Anschluss von Pflegeeinrichtungen an die Telematikinfrastruktur – wie lässt sich das eigentlich noch schaffen?
Anja Remmert | 11.11.2024
Die Einbindung von Pflegeeinrichtungen in die Telematikinfrastruktur (TI) stellt einen wichtigen Schritt zur Digitalisierung des Gesundheitswesens dar – von vielen ersehnt, von einigen befürchtet. Auch ich teile die Erwartungen an eine effizientere Kommunikation und verbesserte Zusammenarbeit unter allen Akteuren im Gesundheitswesen. Die Versorgung von Pflegebedürftigen wird verbessert, wenn Gesundheitsdaten immer unmittelbar dort eingesehen werden können, wo die Versorgung stattfindet, also auch in den Pflegediensten und stationären Pflegeeinrichtungen. Arbeitsabläufe werden schlanker, wenn die zur Zeit noch aufwendigen Abstimmungen entfallen. Wir brauchen diese freiwerdende Zeit dringend für die persönliche Pflege.
Ist da noch jemand?
Ein Nutzen entsteht allerdings erst dann, wenn es im Kommunikationsnetzwerk der TI Partner gibt, mit denen ich mich austauschen kann. Erst wenn ich Daten zu den von mir versorgten Pflegebedürftigen mit den beteiligten Arztpraxen, Apotheken und Krankenhäusern austauschen kann, entsteht ein Mehrwert für die pflegebedürftigen Personen, aber auch für die Pflegekräfte. Jeder kennt es von den privaten Messenger-Apps auf dem eigenen Smartphone: die App bringt mir nur etwas, wenn auch die Menschen, mit denen ich mich unterhalten möchte, die gleiche App benutzen.
Es ist daher dringend angezeigt, aktiv auf die jeweiligen Partner zuzugehen und zu besprechen, wie die digitalen Kommunikationswege in der Zukunft genutzt werden können.
Es braucht Geduld und gute Nerven
Die Erfahrung der bereits an die TI angeschlossenen Pflegeeinrichtungen zeigt mittlerweile deutlich, dass für eine erfolgreiche Einbindung an die TI ausreichend Personal und Zeit eingeplant werden muss. Es hat sich bewährt, lieber wenige Ziele zu setzen und fokussiert zu Ende zu bringen, als alle Abläufe gleichzeitig verbessern zu wollen.
Am Anfang steht die Bildung eines Projektteams und eine technische Bestandsaufnahme. Meilensteine müssen geplant und Zuständigkeiten geklärt werden. Gute Erfahrungen gibt es mit „Runden Tischen“ an denen neben dem Projektteam die Ansprechpersonen ausgewählter Dienstleister und Softwareanbieter sitzen. Die Kontaktdaten für technischen, buchhalterischen und inhaltlichen Support sollten bekannt sein. Auch empfiehlt es sich, genau Buch zu führen über alle Arten von Antragsnummern, Vorgangsnummern, Kartennummer und ID-Nummern.
Auch die Mitarbeitenden müssen kontinuierlich beteiligt und informiert werden. Routinen müssen an neue Abläufe angepasst werden und die Erwartungen sollten realistisch bleiben. Es wird noch nicht alles sofort viel besser werden. Anfangs kann es sogar zu Mehraufwand kommen, weil die neuen Prozesse noch nicht fehlerfrei funktionieren. Es kann für eine gewisse Zeit hilfreich sein, altbewährte Abläufe zusätzlich weiter zu nutzen.
Die Antragszahlen steigen mittlerweile steil an. Ende Oktober haben bereits über 6.000 Pflegeeinrichtungen eine Institutionskarte beantragt. Angesichts von über 30.000 Pflegeeinrichtungen (Quelle: destatis) bleibt noch viel zu tun.