Diakonie-Zitat: Gesundes Essen darf kein Luxus sein!
20.01.2023
Die Diakonie Deutschland fordert eine aktive Armutsbekämpfung. Dazu gehört auch eine gesunde und nachhaltige Ernährung. Darum beteiligt sich die Diakonie Deutschland erstmalig an der Demonstration für eine sozial-ökologische Agrar- und Ernährungswende "Wir haben es satt!" am 21. Januar 2023. Maria Loheide, Sozialvorständin der Diakonie Deutschland, spricht bei der Auftaktkundgebung ab 11:50 Uhr am Brandenburger Tor.
Maria Loheide: "Immer mehr Menschen können sich aufgrund von geringen Einkommen oder Armut nicht für nachhaltige und gesunde Lebensmittel entscheiden. Menschen mit wenig Geld sind unfreiwillig auf Dumpingpreise und Discounter angewiesen, auf unökologisch und unsozial hergestellte Lebensmittel. Das schadet ihnen, das schadet den Produzent:innen und das schadet der Umwelt. Das ist in einem reichen Land wie Deutschland traurige Realität. Unsere Berechnungen zeigen: Der Regelsatz reicht nicht aus, sich nach den Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gesund zu ernähren. Ökologische Kriterien sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt."
Die Diakonie Deutschland erwarten, dass jeder Mensch in unserem Sozialstaat ausreichend Mittel zur Verfügung hat, sich ausgewogen, gesund und nachhaltig zu ernähren. "Gesundes Essen darf kein Luxus sein. Soziale und ökologische Fragen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Sozialleistungen und Einkommen müssen hoch genug sein, damit alle an der sozial-ökologischen Agrar- und Ernährungswende teilhaben können. Deshalb setzen wir uns gemeinsam mit den Unterstützer:innen der Kampagne 'Meine Landwirtschaft' für eine sozialgerechte Agrar- und Ernährungswende ein."
Hintergrund
Berechnungen der Verteilungsforscherin Dr. Irene Becker im Auftrag der Diakonie zeigen, dass der Regelsatz nicht ausreicht, sich nach den Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gesund zu ernähren. Auch die Einführung des Bürgergelds und die Erhöhung der Regelsätze zum 1. Januar 2023 hat diese Situation nicht geändert. Die 50-Euro-Erhöhung gleichen die inflationsbedingten Preissteigerungen nur zum Teil aus, die bisherigen Lücken bei der Regelsatzermittlung werden fortgeschrieben. Berechnungen des DIW zeigen, dass eine Erhöhung um 100 Euro nötig gewesen wäre, um die Inflation für die Ärmsten voll auszugleichen. Eine ausgewogene, nachhaltige Ernährung ist so für viele Menschen nicht möglich.
Gleichzeitig ist das derzeitige Agrar- und Ernährungssystem auch für die Produzent:innen nicht tragbar. Deshalb hat die Diakonie Deutschland gemeinsam mit der Kampagne "Meine Landwirtschaft" und einem breiten Bündnis Organisationen aus Landwirtschaft, Sozialbereich, Lebensmittelhandwerk, Gewerkschaften, Eine-Welt-Organisationen, Tierschutz-, Klima- und Erwerbslosen-Bewegung den "6-Punkte-Plan für sozial gerechte Agrarwende und gutes Essen für alle" erarbeitet, um zu zeigen, was sich ändern muss.