Spirituelle Begleitung zum Lebensende – Spiritual Care muss Teil der Palliativmedizin werden
Schwerkranke und sterbende Menschen wünschen sich in Krankenhäusern, Altenheimen und Hospizen, dass ihre spirituellen Bedürfnisse berücksichtigt werden.
25.05.2023
In ihrem Versorgungsalltag spielen diese jedoch kaum eine Rolle, obwohl Spiritualität als eine Säule der Palliativversorgung definiert ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Witten/Herdecke im Auftrag der Diakonie Deutschland. Deshalb fordert die Diakonie Deutschland, Spiritual Care fest in das Curriculum der medizinischen und pflegerischen Berufe zu integrieren.
Seit 2020 qualifiziert die Diakonie in einem Modellprojekt "Spirituelle Begleitung am Lebensende (SpECi)" Pflegefachkräfte im Bereich Spiritual Care. 87 Prozent der befragten Patientinnen und Patienten fühlen sich durch die in Spiritual Care geschulten Fachkräfte gut begleitet und 79 Prozent fühlen sich von diesen in ihren spirituellen Bedürfnissen unterstützt, so das Ergebnis der wissenschaftlichen Begleitstudie, die Univ.-Prof. Dr. med. Arndt Büssing, Professur für Lebensqualität, Spiritualität und Coping an der Universität Witten/Herdecke, bei einer Fachtagung am 25. Mai in Berlin vorstellt. Und auch die geschulten Fachkräfte profitieren von dem 40 Stunden umfassenden Kurs: 85 Prozent geben an, dass der Kurs sie sicherer gemacht hat, mit den spirituellen Bedürfnissen von schwerkranken und sterbenden Patienten und Patientinnen umzugehen und 85 Prozent von ihnen gehen auch deutlich häufiger als zuvor auf diese Bedürfnisse ein. Und das, obwohl
Hintergrund
Schwerkranke und sterbende Menschen auch spirituell gut zu begleiten ist das Kernanliegen des 2020 gegründeten Modellprojekts "Spirituelle Begleitung am Lebensende (SpECi)". Seitdem wurden rund 91 Pflegefachkräfte aus diakonischen Einrichtungen in einem 40 Stunden umfassenden Qualifizierungsprogramm geschult. Die wissenschaftliche Begleitstudie wurde von Univ.-Prof. Dr. med. Arndt Büssing, Professur für Lebensqualität, Spiritualität und Coping, an der Universität Witten/Herdecke, durchgeführt. In der Studie wurden alle 91 Kursteilnehmenden, 774 Patienten und Patientinnen und 356 Angehörige an sieben teilnehmenden Standorten befragt. Die Kursteilnehmenden waren Pflegefachkräfte, davon 58 Prozent aus Alten-/Pflegeheimen, zehn Prozent Geriatrie, 16 Prozent Palliativstation, 12 Prozent Hospiz und vier Prozent aus Krankenhäusern.
sie aufgrund der Pandemie-bedingten Einschränkungen stark belastet waren. Trotzdem wünschen sich 87 Prozent der Fachkräfte mehr Zeit für Gespräche über spirituelle Bedürfnisse. Erst wenn sich Team-Spirit entwickelt, dann ist auch die Arbeitszufriedenheit von Pflegefachkräften trotz der Belastung im Job höher. "Bis heute fehlen für Spiritual Care angemessene Zeit- und Personal-Ressourcen. Und dieser Mangel lässt die Ideale derjenigen ausbrennen, die bereits jetzt schon am Limit arbeiten", sagt Prof. Arndt Büssing.
Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland: "Gerade in einer immer vielfältiger werdenden Gesellschaft mit immer diverser werdenden Vorstellungen von einem guten Lebensende bekommt die spirituelle Begleitung eine immer wichtigere Rolle. Um diesen Wunsch professionell umsetzen zu können, muss Spiritual Care einen festen Platz im Curriculum der medizinischen und pflegerischen Berufe bekommen und – analog zur Körperpflege – von den Kostenträgern finanziert werden. Darüber hinaus braucht es mehr Räume, die eine vertrauliche Kommunikation ermöglichen, insbesondere dort, wo Patientinnen und Patienten in Mehrbettzimmern untergebracht sind."