Illustration Schuldnerberatung
Diakonie/Francesco Ciccolella
Schuldnerberatung geht zu Seniorinnen und Senioren

Schulden im Alter

Immer mehr ältere Menschen sind überschuldet. In dem Projekt „sozialräumliche soziale Schuldnerberatung für Senior:innen“ will die Diakonie Deutschland älteren Menschen den Zugang zur Schuldnerberatung erleichtern.

11.03.2025

Das Problem: Ältere, überschuldete Menschen sind oft nicht in der Lage, die Schuldnerberatungsstellen aufzusuchen

Die meisten Menschen wünschen sich, im Alter aktiv und selbstbestimmt leben zu können. Doch durch den Übergang vom Erwerbsleben in die Rente / Pension, gesundheitliche Einschränkungen oder den Tod des Partners können Senioren und Seniorinnen in Situationen geraten, in denen es für sie kaum möglich ist, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.

Die Überschuldung privater Haushalte betrifft auch zunehmend ältere Menschen: In Deutschland sind knapp 8,5 Prozent der Menschen zwischen 60 bis 69 Jahren überschuldet. In den Beratungsstellen ist dieser Trend aktuell nicht abgebildet. Senior:innen nehmen viel seltener als andere Menschen Unterstützung von Schuldnerberatungsstellen in Anspruch, sei es aus Unkenntnis, aus Scham oder wegen Mobilitätseinschränkungen. Hinzu kommt eine fehlende Barrierefreiheit in den Beratungsstellen, lange Anfahrtswege insbesondere im ländlichen Raum oder lange Wartezeiten. Die Folgen für die zahlenmäßig wachsende Zielgruppe der einkommensarmen und überschuldeten Senior:innen sind gravierend. Die Praxis der Schuldnerberatung ist durch eine „Komm-Struktur“ geprägt. Eine aufsuchende „Geh-Struktur“ der Beratungsstellen in Kombination mit einer konsequenten Netzwerkorientierung ist eher die Ausnahme. Folglich stellt sich die Frage, wie die soziale Schuldnerberatung überschuldete ältere Menschen erreichen kann, die das Beratungsangebot nicht wahrnehmen können.

Die Lösung: Die Schuldnerberatung kommt in den Lebensmittelpunkt der Senior:innen

Aufsuchende Schuldnerberatung richtet sich an ältere Personen, die verschuldet sind und aufgrund von altersbedingten gesundheitlichen Einschränkungen oder anderen Gründen nicht in der Lage sind, eine Beratungsstelle aufzusuchen. In diesen Fällen bieten wir Hausbesuche an oder vereinbaren einen Termin an einem Ort in Ihrer Umgebung, beispielsweise im Pflegeheim, im Café, beim Mittagstisch oder bei einem Senior:innen-Treffpunkt. Die Beratung ist kostenlos und vertraulich. 

Schulden im Alter: So erhalten Sie Unterstützung und finden einen Weg aus der finanziellen Krise

Viele Seniorinnen und Senioren sehen sich im Alter mit finanziellen Herausforderungen konfrontiert, die durch Schulden oder begrenzte Einkünfte entstehen. Doch auch in dieser Lebensphase gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Unterstützung zu erhalten und einen klaren Überblick über die eigene finanzielle Situation zu gewinnen. Der erste Schritt ist, die persönliche und finanzielle Lage genau zu klären. Hierzu gehört eine detaillierte Bestandsaufnahme der bestehenden Schulden, Kredite und Zahlungsverpflichtungen.

Professionelle Beratung hilft dabei, einen nachhaltigen Plan für die Haushaltsführung zu entwickeln und Möglichkeiten für staatliche Hilfen wie Grundsicherung oder Pflegegeld zu nutzen. Oft ist es auch notwendig, Anträge zu stellen oder mit Behörden in Kontakt zu treten – eine Unterstützung in diesen Prozessen ist von großer Bedeutung, um alle Ansprüche geltend zu machen.

Zudem bieten viele Beratungsstellen Hilfe bei der Einführung von Schuldnerschutzmaßnahmen, etwa durch die Prüfung von Forderungen und eine Überprüfung der aktuellen Verbindlichkeiten. Auch die direkte Unterstützung bei Verhandlungen mit Gläubigern oder die Schuldenregulierung sind wesentliche Bausteine, um die finanzielle Belastung zu verringern und den notwendigen Lebensunterhalt zu sichern.

Es gibt auch rechtliche Aspekte zu beachten, insbesondere wenn es um die Frage geht, wie Schulden vererbt werden. Hier kann eine rechtzeitige Beratung dazu beitragen, den finanziellen Druck zu mindern und eine Lösung zu finden. Insgesamt gilt: Es gibt viele Wege, die finanziellen Herausforderungen im Alter zu meistern – lassen Sie sich nicht entmutigen, sondern suchen Sie rechtzeitig Unterstützung.

Hier finden Sie die aufsuchende Beratung für Schulden im Alter

Projekt "Sozialräumliche soziale Schuldnerberatung für Senior:innen"

Ältere Menschen nehmen viel seltener als andere Menschen Unterstützung von Schuldnerberatungsstellen in Anspruch, sei es aus Unkenntnis, aus Scham oder wegen Mobilitätseinschränkungen. Genau an dieser Stelle setzt das Bundesmodellprojekt an.

Ziel des Projekts ist die Identifizierung wirksamer und nachhaltiger Konzeptionselemente bezogen auf die Zielgruppe und deren modellhafte Erprobung. Es soll eine idealtypische Konzeption zum sozialraumorientierten/aufsuchenden Handeln in der Sozialen Schuldnerberatung in Bezug auf die Zielgruppe erarbeitet werden.

Zielgruppe sind überschuldete und überschuldungsgefährdete Senior:innen, ältere Menschen im (Übergang ins) Rentenalter.

Die lokalen Projektstandorte: Es werden an zehn ausgewählten Standorten in Deutschland sozialräumliche Handlungsmöglichkeiten identifiziert und auf Praxistauglichkeit, Wirksamkeit und Nachhaltigkeit überprüft.

Die Projektlaufzeit ist vom 01.12.2022 bis zum 31.12.2025. 

Das Projekt wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) mit insgesamt 1,941 Mio. Euro gefördert.

Mehr Informationen finden Sie unter

Kontakt

Claudia Lautner

Projektleitung "Sozialräumliche soziale Schuldnerberatung für Senior:innen"

claudia.lautner@diakonie.de 030 652111441

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