© Diakonie/Francesco Ciccolella
Diakonie-Zitat zum Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz

Chance zur Stärkung der Gesundheitsversorgung verpasst

Nachbesserungen erforderlich

Die Diakonie Deutschland hält das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz für unzureichend. Die innovativen Ansätze zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung, die Gesundheitskioske, Primärversorgungszentren und Gesundheitsregionen wurden ersatzlos gestrichen.

Maria Loheide, Sozialvorständin der Diakonie Deutschland: "Wir verpassen die Chance, unser ambulantes Gesundheitssystem so weiterzuentwickeln, dass alle Menschen Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung haben. Gesundheitskioske, Primärversorgungszentren und Gesundheitsregionen sind wichtige Bausteine, um unser Gesundheitssystem zukunftsfähig und niedrigschwellig auszurichten. Ich appelliere an die Abgeordneten, dass Gesetz so nicht passieren zu lassen, sondern sich dafür einzusetzen, dass diese Vorhaben wieder in den Gesetzentwurf aufgenommen werden. Langfristig sind weitere Reformen notwendig.  Zukunftsfähige Versorgungsmodelle sind multiprofessionell ausgerichtet und bieten Prävention, Gesundheitsförderung, soziale Beratung und medizinische Versorgung unter einem Dach. Ein gutes Vorbild sind hier die kanadischen Community Health Centers, die genau das vereinen und im dortigen Gesundheitssystem nicht mehr wegzudenken sind.“

Hintergrund:

Erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Fragen sind in Deutschland derzeit vor allem die Hausarztpraxen. Ein wirkliches Primärversorgungssystem, das eine medizinische Grundversorgung, eine soziale Beratung und eine Vermittlung in weiterführende Angebote ermöglicht, gibt es nicht. Die Diakonie Deutschland plädiert dafür, die Weiterentwicklung hin zu einer multiprofessionelle Primärversorgung zu unterstützen. Dies hilft insbesondere Menschen, die das komplexe Gesundheitssystem nicht verstehen oder aufgrund sozialer Probleme und chronischer Erkrankungen einen erhöhten Versorgungsbedarf haben. Die Weltgesundheitsorganisation betont seit langem, dass alle Staaten ihre Gesundheitssysteme stärker auf die Primärversorgung ausrichten müssen, wenn sie den Herausforderungen einer alternden Bevölkerung und der Zunahme chronischer Erkrankungen gerecht werden wollen.

Glossar:
Gesundheitskioske: Hier beraten und unterstützen Pflegefachkräfte in gesundheitlichen Fragen, geben Orientierung im Gesundheitssystem und übernehmen kleinere medizinische Routineaufgaben (z.B. Versorgung kleinerer Wunden).

Primärversorgungszentren sind Praxen mit mehreren Hausärztinnen und Hausärzten, die mit einer nicht-ärztlichen Beratung und Fallbegleitung ein zusätzliches Versorgungsangebot insbesondere für ältere und mehrfacherkrankte Menschen anbieten.

Gesundheitsregionen sind von Kommunen und Krankenkassen initiierte regionale Netzwerke, die eine koordinierte Gesundheitsförderung und Gesundheitsversorgung über Sektorengrenzen hinweg anstreben.
 

Verena Götze
©Hermann Bredehorst

Verena Götze

stellvertretende Pressesprecherin

verena.goetze@diakonie.de 030 652111780

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