Michael Dahmen
©Diakonie

Als Ex-Wohnungsloser hilft Michael Dahmen jetzt anderen Wohnungslosen

Michael Dahmen kennt die Herausforderungen des Lebens auf der Straße aus eigener Erfahrung. Mit dem von ihm gegründeten „Obdachlosenexpress“ schenkt er wohnungslosen Menschen das, was sie am meisten brauchen: Wertschätzung.

Michael Dahmen war Rangier- und Reinigungsarbeiter bei der Deutschen Bahn in Mainz. Dann geriet der heute 62-Jährige in die Schuldenfalle. Am Ende hatte er 36.000 Mark Schulden, die er über Lohnpfändungen abbezahlte. „Ich habe es allein geschafft“, sagt er heute nicht ohne Stolz. Er bezieht eine Erwerbsunfähigkeitsrente und engagiert sich bei der Nationalen Armutskonferenz (nak), weil er selbst Armut und Gewalt an Schwächeren erlebt hat und wohnungslos war: „Ich weiß, wie das ist“, sagt er und erinnert sich, wie er als Schüler Bonbons statt Münzen in den Hut eines Wohnungslosen warf: „Früher habe ich über Wohnungslose gelacht, sie Penner genannt. Jetzt engagiere ich mich für Wohnungslose.“

2021 gründete er in Darmstadt den Obdachlosenexpress: Obdachlosenexpress – mittendrin

Mit einem Einkaufswagen verteilte er Wasser und Tee an Wohnungslose und kaufte von seinem eigenen Geld zehn belegte Brötchen. Die Aktion kam so gut an, dass der Pfarrer der Freien evangelischen Gemeinde Darmstadt den Obdachlosenexpress in seine Gemeinde aufnahm und dafür ein kleines Budget zur Verfügung stellte.

Engagement gegen Gewalt und Ausgrenzung: Selbstvertretung Wohnungsloser

Seitdem kümmert sich Michael Dahmen mit fünf anderen Ehrenamtlichen aus der Gemeinde um den Einkauf und ist jeden Freitag von 14 bis 17 Uhr bei der Ausgabe dabei: „Wir sprechen mit den Wohnungslosen und haben christliche Schriften in verschiedenen Sprachen dabei.“

Außerdem ist er in der Facebook-Gruppe „Obdachlosen helfen in Darmstadt“ aktiv. Sonntags hilft er mit, wenn ein Treffen mit warmem Essen und Kuchen für Wohnungslose veranstaltet wird. Oftmals berichten sie ihm von Gewalt. Auch er hat als Wohnungsloser Gewalterfahrungen gemacht. Michael Dahmen engagiert sich in der Selbstvertretung Wohnungsloser gegen die soziale Ausgrenzung und Gewalt, die Wohnungslose leider viel zu oft erleben. Bei den jährlichen Wohnungslosentreffen kommen Menschen aus ganz Deutschland zusammen, tauschen sich aus, unterstützen sich und entwickeln gemeinsam politische Vorschläge.

Seinen Anstecker an der Jacke mit der Aufschrift „Obdachlosenexpress“ trägt er gerne und scheut auch nicht den Konflikt, wenn er dafür belächelt wird. Denn er weiß: "Natürlich brauchen Wohnungslose eine Wohnung, Kleidung und Essen, aber vor allem brauchen sie Wertschätzung.“

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