Illustration zu Hilfen für Alleinerziehende
© Diakonie/Francesco Ciccolella

Hilfen für Alleinerziehende

Alleinerziehende Mütter und Väter stehen oft vor Herausforderungen. Doch es gibt viele Unterstützungsmöglichkeiten. Hier finden Sie Informationen, aktuelle Zahlen und hilfreiche Tipps, wie die Diakonie Alleinerziehenden im Alltag zur Seite steht.

Welche Hilfen gibt es für Alleinerziehende?

Die Diakonie bietet ein umfassendes Unterstützungssystem für Alleinerziehende und ihre Kinder an. Fokus liegt generell auf Beratung, seelsorgerliche Begleitung sowie Bildungs- und Gemeinschaftserlebnisse sowie Empowerment und die Stärkung von Selbsthilfepotenzialen. Dazu gehören:

In Trennungs- und Scheidungssituationen sind Angebote der Familien- und Erziehungsberatung besonders wichtig. Wie getrennte Paare zu friedlichen Lösungen finden, ist im Interview nachzulesen. Viele evangelische Beratungsstellen bieten Kurse für getrennt lebende Eltern an, wie das Programm "Kinder im Blick". Es stellt die Bedürfnisse des Kindes in den Mittelpunkt und versucht, Konflikte zwischen den Eltern zu reduzieren. Das Evangelische Zentralinstitut Berlin bildet seit Jahren zertifizierte Trainer und Trainerinnen für dieses Programm aus. Die Evangelische Fachstelle für Frauen und Männer in München bietet bspw. Beratung, Seminare, Veranstaltungen und Treffpunkte für Trennungseltern, Patchworkfamilien und Verwitwete an und kooperiert mit anderen Einrichtungen und Beratungsstellen, um eine umfassende Unterstützung zu gewährleisten. In Kindergruppen können sich Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien mit anderen Kindern in ähnlichen Situationen austauschen und lernen, das Geschehene zu verarbeiten und auszudrücken. Wie bestärkend und präventiv diese Gruppenarbeit sein kann, erzählt ein Junge in einem Erfahrungsbericht über die Gruppe für Kinder aus Trennungsfamilien der Diakonie Schwerte.  

Die Allgemeine Sozialberatung der Diakonie und die Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit helfen bei der Beantragung von staatlichen Familienleistungen wie Kinderzuschlag, Unterhaltsvorschuss oder anderen Sozialleistungen.

Seit 2001 ermöglicht das Projekt TaF der Diakonie Hannover jungen Müttern eine dreijährige Teilzeitausbildung mit gesicherter Kinderbetreuung in einer eigenen Kindertagesstätte.

Familienfreizeiten und Ferienprogramme der Evangelischen Familienerholung bieten notwendige Auszeiten vom Alltag. Die Freizeiten bieten Erholung, Beratung und Austausch mit anderen Eltern in ähnlichen Lebenssituationen. Für Kinder gibt es kostenlose Ferienprogramme, Alleinerziehende mit geringem Einkommen können Zuschüsse zu diesen Freizeiten erhalten. Wie alleinerziehende Mütter solche Auszeiten vom Alltag erlebt haben, erzählen sie in einem Erfahrungsbericht über die Mutter-Kind-Freizeit der Diakonie im Kirchenkreis An der Agger im Oberbergischen Land

Wer ist alleinerziehend?

Alleinerziehend bezeichnet Eltern, die die Betreuungs- und Erziehungsverantwortung für ihre Kinder allein tragen. Diese Familienform betont, dass mindestens ein Elternteil im Alltag allein für die Kinder sorgt, unabhängig davon, ob es Unterstützung vom anderen Elternteil gibt oder nicht.

Die Gründe, als Mutter oder Vater die tägliche Erziehungsverantwortung für Kinder und die Sorge um den Lebensunterhalt für die Familie überwiegend allein wahrzunehmen sind verschieden. Die wenigsten Mütter oder Väter haben geplant, ihr Leben mit einem Kind als Alleinerziehende zu führen. Die meisten sind durch Trennung, Scheidung oder Tod des Partners oder Partnerin in diese Situation gelangt.

In Deutschland lebten im Jahr 2023 zwölf Millionen Familien mit minderjährigen Kindern. Rund 25 Prozent davon, das heißt drei Millionen, sind Familien mit alleinerziehenden Elternteilen. Nach einer Trennung bleiben die Kinder in den meisten Fällen bei der Mutter. Die Zahl der alleinerziehenden Väter steigt zunehmend.

Betreuungsmodelle

Das Residenzmodell ist in Deutschland die häufigste Form der aufgeteilten Betreuung. Etwa zwei Drittel der Familien entscheiden sich für dieses Modell, bei dem die Kinder ihren Hauptwohnsitz bei einem Elternteil, meist der Mutter, haben, während der andere Elternteil regelmäßige Umgangszeiten mit den Kindern hat. Bereits vor der Trennung werden zumeist Betreuungsarrangements gelebt, bei denen ein Elternteil die Hauptverantwortung für die Kinder übernommen hat. Entsprechend werden diese auch nach der Trennung fortgeführt. 

Dieses Modell bringt Stabilität und Kontinuität für das Kind, indem es hauptsächlich an einem festen Wohnsitz lebt und die gewohnte Umgebung, einschließlich Schule und Freunde, beibehält. Dafür sieht es den zweiten Elternteil seltener und teilt weniger den Alltag mit ihm.

Das Wechselmodell, bei dem die Kinder abwechselnd, oft im Wochenrhythmus, bei einem der beiden Elternteile leben, wählen fünf bis zehn Prozent der getrennt lebenden Familien. Politisch wird immer wieder diskutiert, das Wechselmodell anstelle des Residenzmodells zum Leitmodell zu erheben. Dabei wird auf Länder wie Belgien, Schweden, Norwegen, Italien, Frankreich und Spanien verwiesen, in denen das Wechselmodell teilweise gängige Praxis ist.

Die Arbeitsgemeinschaft für alleinerziehende Mütter und Väter in der Diakonie Deutschland sieht in der Entscheidung für das Wechselmodell eine positive Entwicklung hin zu mehr Gleichberechtigung und partnerschaftlichem Engagement bei der Kinderbetreuung. Die Wahl des Betreuungsmodells sollte jedoch in der Eigenverantwortung der getrenntlebenden Eltern bleiben und das Ergebnis einer individuellen Entscheidung sein, ohne dass ein Modell zum Regelfall erklärt wird. Die Entscheidung für ein bestimmtes Betreuungsmodell sollte von den Rahmenbedingungen und den Auswirkungen auf den Alltag des Kindes abhängig gemacht werden. Dabei muss das Wohl des Kindes im Vordergrund stehen und seine Meinung Berücksichtigung finden. Neben den räumlichen Gegebenheiten spielt auch die Kommunikationsfähigkeit der Eltern eine wesentliche Rolle. „Gemeinsam getrennt“ zu erziehen, stellt an Eltern hohe Anforderungen. Gelingen verlässliche Absprachen und ein guter Umgang miteinander nicht, entstehen für die Kinder erhebliche Belastungen, die ihre Entwicklung beeinträchtigen.

Warum Alleinerziehende ein höheres Armutsrisiko haben

Ob geschieden oder ob Kinder von Anfang an allein erzogen werden, ob unverheiratet oder ob nach dem Tode des Lebenspartners oder der Lebenspartnerin, immer stellt das Alleinerziehen hohe Anforderungen an Mütter und Väter. Einelternfamilien sind nach wie vor die am stärksten von Armut betroffene Familienform in Deutschland.

Alleinerziehende, meist Frauen, tragen sowohl die Verantwortung für die Betreuung der Kinder als auch die finanzielle Verantwortung für den Lebensunterhalt der Familie. Der Kindesunterhalt, trägt zum Haushaltseinkommen bei, wird aber oft nur unregelmäßig und unvollständig gezahlt und liegt häufig unter dem Mindestunterhalt. Wenn der getrennt lebende Elternteil keinen Unterhalt zahlt, übernimmt der Staat die Zahlungen mit dem sogenannten Unterhaltsvorschuss.

Im Jahr 2017 wurde der Unterhaltsvorschuss auf alle Kinder bis 18 Jahre ausgeweitet, was vielen Familien finanzielle Stabilität bringt. Jedoch wird das Kindergeld auf den Unterhaltsvorschuss angerechnet, so dass die Familie diesen Beitrag abgezogen bekommt.

Die Anrechnung des Kindergeldes auf den Unterhaltsvorschuss bedeutet, dass diese Maßnahme die ursprünglich beabsichtigte finanzielle Entlastung untergräbt und angesichts der hohen Lebenshaltungskosten weiterhin viele Alleinerziehende in wirtschaftlichen Schwierigkeiten verbleiben.

Auf einem angespannten Wohnungsmarkt mit hohen Mieten und wenig Sozialwohnungen sind Alleinerziehende zunehmend von Wohnungslosigkeit bedroht.

Das Armutsrisiko von Alleinerziehenden ist doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Bevölkerung. Rund 40 Prozent der Haushalte von Alleinerziehenden mit minderjährigen Kindern sind auf staatliche Unterstützung (SGB II oder Bürgergeld) angewiesen. Auch bei Vollzeiterwerbstätigkeit bleibt das Armutsrisiko hoch, vor allem für diejenigen, die knapp über der ALG II- und Wohngeldgrenze liegen. 

Die Diakonie Deutschland setzt sich deshalb für verbesserte existenzsichernde und familienpolitische Leistungen für Familien und deren Kinder ein.

Was Alleinerziehende brauchen:
• Ausreichende und flexible Betreuungsangebote in Kitas und Schulen
• Familienfreundliche Arbeitszeiten und fair bezahlte Jobs, besonders in frauentypischen Berufen mit Schichtdienst
• Finanzielle Entlastungen für berufstätige Alleinerziehende und einen Umgangsmehrbedarf für getrenntlebende Eltern

Warum Alleinerziehende auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt sind

Für die wirtschaftliche Existenzsicherung von Alleinerziehenden, insbesondere von Müttern in dieser Situation, spielt der Zugang zum Arbeitsmarkt eine entscheidende Rolle. Obwohl sie meist gut ausgebildet sind und zudem wegen ihrer Erfahrung als Familien-Managerin über wertvolle Kompetenzen für das Berufsleben verfügen, erfahren sie bei der Arbeitssuche direkte oder indirekte Diskriminierungen.

Nur 42 Prozent der alleinerziehenden Mütter arbeiten in Vollzeit, während die Mehrheit der alleinerziehenden Väter einer Vollzeitbeschäftigung nachgeht. Häufig sind die Beschäftigungsverhältnisse der Mütter befristet. Sie arbeiten oft außerhalb der üblichen Arbeitszeiten, um die Kinderbetreuung zu ermöglichen.

Die Diakonie fordert von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern mehr zeitliche Flexibilität, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern. Zudem sollten Aus- und Weiterbildungsangebote, auch in Teilzeit, besser auf die Bedürfnisse von Alleinerziehenden ausgerichtet werden, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Eine ausreichende, bedarfsgerechte und flexible Ganztagsbetreuung von Kindern ist eine wesentliche familienpolitische Maßnahme zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Trotz des Rechtsanspruchs auf einen Platz in der Kindertagesbetreuung bleibt die bedarfsgerechte Unterbringung der Kinder für viele Alleinerziehende, insbesondere im ländlichen Raum, eine große Herausforderung. Ohne ein unterstützendes soziales Netzwerk ist die Betreuung und Versorgung der Kinder kaum zu leisten und bedeutet einen täglichen Spagat zwischen Existenzsicherung und Kinderbetreuung.

Stigma alleinerziehend?

Alleinerziehende Familien gehören mittlerweile zum Alltag und zur Normalität in unserer Gesellschaft. Trotz ihres Potentials und der gesellschaftlichen Akzeptanz haben besonders alleinerziehende Frauen in ländlichen Regionen häufig noch mit sozialen Vorurteilen zu kämpfen. Laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums haftet ihnen oft noch "der Makel des Scheiterns" an. Der Begriff „alleinerziehend“ suggeriert nach wie vor soziale Isolation, Verantwortungslosigkeit und Beziehungsunfähigkeit. Diese negativen Zuschreibungen erschweren die soziale Integration von Alleinerziehenden und können auch ihre Kinder treffen. Darüber hinaus ist ein erheblicher Teil der Alleinerziehenden von Problemen in der Beziehung zum anderen Elternteil belastet. Beispielhaft zu erwähnen sind hier häusliche Gewalt, auch nacheheliche Gewalt, Manipulation der Kinder, (Cyber) Stalking und Tracking.

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