Mitarbeitender der Diakonie Deutschland auf dem Weg zu einer BAGFW-Demo gegen Sozialkürzungen, sie tragen Diakonie-Fahnen und gelbe Westen
© Diakonie/Verena Götze
Jahresbericht 2023/2024

ÜBERWINDE MIT GUTEM

Der Jahresbericht bietet Einblicke in die Arbeit der Diakonie Deutschland. Er zeigt, was uns 2023/2024 bewegt hat und wofür wir uns einsetzen.
Zudem gibt er Auskunft über die Bilanz und enthält einen Transparenzbericht.

15.10.2024

Was Sie auf dieser Seite finden

Aus dem Vorwort des Vorstandes

Vorstand der Diakonie Deutschland
© Diakonie/Die Hoffotografen

„Krisenmodus“ hat die Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres 2023 gewählt, zu einem Wort, das den Zustand unserer Gesellschaft beschreibt und die öffentliche Debatte prägt. Die Krise, der Ausnahmezustand, ist zum Dauerzustand geworden. Die Folgen der Corona-Pandemie sind noch spürbar, aber sie werden überlagert von den Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine, von einer Energiekrise, von Inflation und wachsender Armut, von der Gewalt im Nahen Osten, von den Folgen des Klimawandels. Unsicherheit, Angst und Ohnmachtsgefühle prägen das gesellschaftliche Klima. Das Vertrauen in die freiheitliche Demokratie droht zu erodieren, rechtspopulistische Positionen und einfache politische Antworten auf komplexe Herausforderungen gewinnen an Zustimmung. Rechtsextremistische Gewalt, ob auf der Straße oder im Netz, nimmt in hohem Maße zu. Antisemitismus ist erschreckenderweise der zweite Begriff auf der Liste zum Wort des Jahres 2023.

Auch die diakonischen Dienste und Einrichtungen und die verbandliche Arbeit sind vom gesellschaftlichen Krisenmodus tangiert. Die materiellen Nöte der Menschen, ihre finanziellen Sorgen, die Wohnungsnot, die Armut von Kindern und Jugendlichen kommen in unseren Schuldnerberatungsstellen, in der Arbeit für und mit Langzeitarbeitslosen, an den Tafeln, in der Kita oder im Altenpflegeheim an.  

Wir sehen mit Sorge, dass der politische Streit um knapper werdende Haushaltsmittel auf dem Rücken der Schwächsten ausgetragen wird: Bürgergeldbeziehende werden gegen Menschen im Niedriglohnsektor ausgespielt, Geflüchtete aus der Ukraine gegen Asylsuchende aus anderen Herkunftsländern. Soziale Gerechtigkeit ist die Grundlage unseres Gemeinwesens; Frieden und Sicherheit sind, wie es beim Propheten Jesaja heißt, die Früchte der Gerechtigkeit. Doch der Konsens darüber scheint zu bröckeln. Dabei ist gerade in diesen Krisenzeiten Solidarität die Bindekraft, die unsere individualisierte und immer diversere Gesellschaft zusammenhält. Deshalb engagiert sich die Diakonie gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern für mehr Zusammenhalt und ein soziales Miteinander. Wir setzen uns ein für einen starken und lebendigen Sozialstaat sowie für eine gemeinnützige soziale Infrastruktur, die finanziell und personell tragfähig und zugleich nachhaltig ist. Wir nehmen die Herausforderung an, unsere Verpflichtung zur Nächstenliebe mit dem Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung zu verbinden und eine sozial-ökologische Transformation mit voranzutreiben.

Der Krisenmodus führt nicht nur zu Unsicherheit und Resignation, sondern führt eben auch zu Hass und Gewalt. Vor diesem Hintergrund hören wir die apostolische Mahnung: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem (Römer 12, 21). Die Fähigkeit zum Guten, zum Frieden traut Gott uns zu. Die Diakonie hat auch im vergangenen Jahr mit ihrem vielfältigen Engagement Verantwortung für den sozialen Frieden übernommen, für die Überwindung von Hass und Gewalt, von Ausgrenzung und Abwertung von Menschen, für die Stabilität unserer Demokratie und den sozialen Zusammenhalt.

Im Jahr 2024 mit den Wahlen zu Landtagen und Kommunalparlamenten sowie mit der Europawahl haben uns angesichts wachsender Zustimmungswerte für rechtsextreme Parteien die Demokratiearbeit, die Stärkung der zivilgesellschaftlichen Strukturen und das freiwillige Engagement besonders beschäftigt. Es ist dringend notwendig, dass diese Arbeitsfelder verstetigt werden und ihre Finanzierung langfristig gesichert wird. Die Demokratie ist kein Projekt, sondern die existenzielle Grundlage unseres Zusammenlebens. Wir setzen uns daher für ein Demokratiefördergesetz ein. Auch die ständigen Kürzungsandrohungen im Bereich der Freiwilligendienste müssen beendet werden.

Ein zweiter Schwerpunkt des vorliegenden Jahresberichts ist die Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie. Dieses wichtige Thema hat durch die Veröffentlichung der ForuM-Studie wesentliche Impulse bekommen. Im Bereich der Aufarbeitung, Anerkennung und Prävention sexualisierter Gewalt sind deutliche Konsequenzen zu ziehen. Die Maßnahmen, die aktuell in der Diakonie entwickelt werden, weisen in die richtige Richtung. Derzeit erarbeiten wir eine Rahmenbestimmung zur Prävention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt, zudem engagiert sich die Diakonie intensiv im Beteiligungsforum der EKD. Wir danken allen, die uns auf diesem Weg bestärken und uns kritisch konstruktiv begleiten. Wir sind uns darin einig, dass wir weiterhin auf den Blick von außen dringend angewiesen sind.

Mit dem vorliegenden Jahresbericht möchten wir Ihnen Einblicke in die Arbeit der Diakonie geben. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre und hoffen, dass wir auch im kommenden Jahr gemeinsam für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Sicherheit eintreten. Wir wollen unseren Beitrag dazu gerne leisten und danken herzlich für Ihre Unterstützung.

Ihre

Rüdiger Schuch
Präsident Diakonie Deutschland

Maria Loheide
Vorständin Sozialpolitik

Dr. Jörg Kruttschnitt
Vorstand Finanzen, Personal, Recht

Was uns bewegt hat

Bestellmöglichkeiten

Der aktuelle Jahresbericht 2023/2024 kann kostenfrei über den Online-Shop der Diakonie Deutschland bestellt werden.

Jahresberichte zum Herunterladen

Ansprechpartnerin

Sarah Spitzer
©Hermann Bredehorst

Sarah Spitzer

Redakteurin Text

sarah.spitzer@diakonie.de 030 652111781

Diese Seite empfehlen

Hilfe & Beratungssuche