Eine Zeichnung des Gesichts einer Frau mit kurzen Haaren und Brille.
© Frieda Wittenborn
genderspezifische Armutserfahrungen: weiblich, männlich, queer

Episode 1:
Stimme einer Mutter

„Heute, in meinen Fünfzigern, bin ich im ersten Arbeitsmarkt angekommen. Es heißt, die Mütter seien faul ...Mir ist wichtig: ich war erwerbslos, nie arbeitslos."

Frieda Wittenborn

Zur Serie

Illustrierte Originalzitate - jede Person erhält eine Episode. Menschen sprechen über ihre "genderspezifischen" Armutserfahrungen. Was "Gender" heißt? Gender ist die gesellschaftlich geprägte und erlernte Geschlechterrolle: das soziale Geschlecht. Warum das wichtig ist: Armutslagen hängen sehr stark mit der sozialen Geschlechterrolle zusammen. Wer mehr wissen will, findet am Ende jeder Episode Zahlen, Zusammenhänge, Vorschläge für gendergerechte Lebensbedingungen verlinkt. Um Armut abzuwenden, braucht es Entscheidungen und Handlungen. Gute Entscheidungen brauchen allerdings neben Statistiken auch erlebte Expertise und emotionale Verbindungen.

Die Stimme in Episode 01 gehört einer alleinerziehenden Mutter mit Armutserfahrung. Die Originalaussagen sind unkommentiert. Ihre Worte sind kurze Ausschnitte aus ihrem Erlebten, ihren solidarischen Strategien, ihren Einschätzungen zu nötigen Veränderungen.

Eine Zeichnung von einer Mutter, die einem Kind Schwimmflügel anzieht.
© Frieda Wittenborn

„Wer möchte mit zwei bis drei schreienden Kindern ohne einen Cent in der Tasche vor die Tür?

Ich habe mich dann mit einer Freundin zusammengetan. Es war möglich, kostenlos ins Freibad zu gehen, das haben wir gemacht.“

© Frieda Wittenborn

„Man will ja seine Kinder gesund ernähren. … Die Worte, die Eltern würden den Kindern nur Süßigkeiten geben und den Rest vom Geld vertrinken … ich hätte denen ins Gesicht springen können. Und Bargeld, auch Geld auf der Bank, das ist die Freiheit, gut für sich sorgen zu können.“

© Frieda Wittenborn

„Heute, in meinen Fünfzigern, bin ich im ersten Arbeitsmarkt angekommen. Es heißt, die Mütter seien faul. ...Mir ist wichtig: Ich war erwerbslos, nie arbeitslos. In den Maßnahmen des Jobcenters gab es ein Stundenlohn von 1,50 €. Immer das Hoffen auf Verlängerung. Man will ja - auch wenn die Kinder größer sind - was zu tun haben. Die ganzen arbeitslosen Leute, die ich kenne, die habe ich alle bei der Arbeit kennengelernt."

© Frieda Wittenborn

„Jetzt, wo die Kinder erwachsen sind, habe ich sie endlich: die Zeit mich einzusetzen. Ich habe eine Interessensgemeinschaft Langzeitarbeitsloser mitgegründet.

Eins ist klar, es braucht Veränderung. Frauen leisten unbezahlte Care Arbeit. Deswegen haben weniger Frauen Anspruch auf volle Renten.“

Armut und Frauen

Das Armutsrisiko von Frauen liegt seit langem über dem von Männern. Im Alter nimmt die Armut von Frauen noch weiter zu. Das betrifft jede fünfte Frau ab 65 Jahren. Bei alten Männern betrifft es erst jeden siebten. Der Unterschied zwischen dem, was Frauen und Männer verdienen, ist seit Jahren fast unverändert. Im Jahr 2024 haben Männer für jede Arbeitsstunde 4,10 €  mehr erhalten als Frauen. Alleinerziehende sind häufiger mit Armut konfrontiert und Alleinerziehende sind zu über 80 Prozent Frauen. Wer Gewalterfahrungen macht, gerät auch wahrscheinlicher in Armut. Gewalt im sozialen Umfeld wird mehrheitlich gegenüber Frauen ausgeübt. Laut dem Bundeskriminalamt steigen die Zahlen von Partnerschaftsgewalt gegen Frauen weiterhin. In 79% Prozent der Fälle waren die Opfer Frauen. Auch die Fallzahlen im Feld Hasskriminalität zu Frauenfeindlichkeit sind gestiegen, während die Fallzahlen zu Männerfeindlichkeit gesunken sind. Gesellschaftliche Sterotype - ob im Kopf oder in Gesetzestexten - führen dazu, dass Frauen stärker als andere Geschlechter Sorgeverantwortung tragen. Für die Existenzsicherung hat das Folgen, welche genau lassen sich unten dem folgenden Link nachlesen.

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