Amtseinführung von Diakonie-Bundesvorständin Elke Ronneberger & Gedenken an Bonhoeffer
Unter dem Motto „Halte dich an die Welt – Impulse Dietrich Bonhoeffers für eine Diakonie in herausfordernder Zeit“ findet am heutigen Dienstagabend der jährliche Wichern-Empfang mit Gästen aus Kirche, Diakonie, Politik und Gesellschaft in der Berliner Stadtmission statt. Bonhoeffer (1906–1945) war einer der prägendsten Theologen des 20. Jahrhunderts. Vor 80 Jahren, am 9. April 1945, wurde er mit anderen Beteiligten des 20. Juli im Konzentrationslager Flossenbürg ermordet. Sein Werk und Leben sind auch ein zentraler und bleibender Bezugspunkt für die Diakonie.
Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch betonte, dass es für die Diakonie viele gute Gründe gebe, sich mit Bonhoeffer auseinanderzusetzen – mit seiner Theologie und mit seinem mutigen Zeugnis. „An Bonhoeffer zu erinnern, bedeutet für mich, an einen Menschen zu erinnern, der mit seinem klaren, christlichen Glaubenskompass früh erkannte, welche Gefahr von einer rechtsextremen, menschenverachtenden Unrechtspolitik ausgeht, der mit Mut und Entschlossenheit für die Menschenwürde eingetreten ist, der Verantwortung übernommen hat für seine Mitmenschen. Ein widerständiger Christ, der getragen von einer tiefen Frömmigkeit die Hoffnung auch unter widrigsten Bedingungen nicht aufgegeben hat“, so Schuch. Hoffnung habe Dietrich Bonhoeffer gestärkt, „um seine Arbeit für das, woran er geglaubt hat, auch in äußerster Gefährdung, in Gefängnis und Konzentrationslager fortzusetzen.“
Festredner war der ehemalige Berliner Bischof und EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber, der sich intensiv mit der Biografie, mit Leben und Werk Dietrich Bonhoeffers befasst hat. „Die öffentliche Verantwortung von Kirche und Diakonie muss nicht nur im Verhältnis zum Staat, sondern ebenso im Verhältnis zur Gesellschaft zur Geltung kommen“, so Huber.
Bei dem Festgottesdienst zum Wichern-Empfang wurde die Diakonie-Bundesvorständin Sozialpolitik Elke Ronneberger feierlich in ihr Amt einführt. Ronneberger ist seit dem 1. Januar 2025 in dieser Position tätig und verantwortet die Sozialpolitik des evangelischen Wohlfahrtsverbandes. Sie betonte, dass sie einen besonderen Fokus auf das Thema Wohnen legen möchte. „Bezahlbarer Wohnraum ist eine der zentralen sozialen Fragen unserer Zeit. Wir müssen sicherstellen, dass ausreichend bezahlbarer Wohnraum für alle zur Verfügung steht. Vor allem muss sozialer und ökologisch verträglicher Wohnraum für Menschen und Familien mit geringen Einkommen geschaffen werden. Mieten dürfen nicht mehr als 30 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens kosten. Nur so können wir eine gerechte und solidarische Gesellschaft gestalten, in der jeder Mensch die Chance auf ein würdevolles Leben hat.“
Ronneberger sagte, unsere von vielen Spannungen geprägte Gesellschaft sei angewiesen auf funktionierende Sozialräume mit einer starken Infrastruktur, die Antworten auf die Bedürfnisse und Erfahrungen der Menschen vor Ort gebe. Dies gelte insbesondere in wirtschaftlich schwachen Regionen und im ländlichen Raum. „Ich stehe für einen offenen und respektvollem Umgang miteinander, ungeachtet unserer Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht oder unseres sozialen Status. Wir brauchen eine Kultur des Mit- und Füreinanders“, so Ronneberger. „Die Teilhabe aller Menschen an den Leistungen des Sozialstaates und ein vorsorgender und stärkender Sozialstaat sind die Grundlage für eine lebendige Demokratie und ein starkes Gemeinwohl. Demokratische Werte und soziale Gerechtigkeit gehören zusammen.“
Die Predigt hielt Dr. Ursula Schoen, Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
